Freitag, 21. Dezember 2007

Josephine Baker: Die "Schwarze Venus"



Video: "Josephine Baker's Dance" bei Youtube

Leseprobe aus der CD-ROM "Superfrauen: 14 Bücher auf einer CD-ROM" von Ernst Probst:

Glanzvolle Auftritte in Paris als Chansonsängerin und Tänzerin feierte Mitte der 1920-er Jahre die aus den USA stammende dunkelhäutige französische Künstlerin Josephine Baker (1906–1975), geborene Freda McDonald. Die leichtbekleidete Frau war damals als „schwarze Venus“ in den „Folies Bergère“ und im „Casino de Paris“ die große Attraktion.

Freda McDonald kam am 3. Juni 1906 als Tochter des schwarzen Musikers Eddie Carson und der Wäscherin Carrie McDonald in Saint Louis (Missouri) zur Welt. Ihr Vater ließ sich zu Hause bei der Familie wenig sehen, ihre Mutter musste sich und die vier Kinder Josephine, Richard, Margaret und Willie Mae als Wäscherin ernähren.

Bereits mit acht Jahren stand Josephine auf einer Kabarettbühne im New Yorker Negerviertel Harlem. Zwischen acht und zehn Jahren besuchte sie keine Schule, weil sie in Küchen helfen, auf Babies aufpassen und andere Tätigkeiten verrichten musste. Danach lebte sie bei ihrer Großmutter in Philadelphia, wo sie auch zur Schule ging.

Im Juli 1917 musste Josephines Familie mitten in der Nacht im Ghetto vor dem erbosten weißen Mob fliehen, der vermutlich nach einem schwarzen Mann suchte, der eine weiße Frau vergewaltigt hatte. Während des Überfalls starben 39 Schwarze und neun Weiße.

Schon als Schülerin begeisterte sich Josephine Baker für das Theaterspielen und Tanzen. Bereits mit zwölf Jahren brach sie den Schulbesuch ab. Mit 13 wurde sie schwanger und schloss mit Willie Wells, dem Vater ihres Kindes, ihre erste Ehe.

1921/1922 traten Josephine Baker und ihr zweiter Mann Howard Baker mit der Wandertruppe „The Dixie Steppers“ auf. 1923 durfte sie in der Komödie „Shuffle Along“ in der New Yorker „Music Hall“ tanzen, wobei ihr Naturtalent auffiel. Später sah man sie in „Chocolate Dandies“ am Broadway und im New Yorker „Plantantion Club“. Am 15. September 1925 fuhr sie mit dem Schiff nach Frankreich.

Weltberühmt wurde Josephine Baker 1925 durch ihre Auftritte mit der Tanzgruppe „Black birds“ im Pariser „Théatre des Champs Elysées“ in „La Revue Nègre“. Ihre großen Erfolge in der französischen Hauptstadt basierten teilweise auf ihrer gewagten Kostümierung: Manchmal tanzte sie in den „Folies Bergère“ und im „Casino de Paris“ fast nackt, nur mit einem Rock aus Bananen bekleidet. Der französische Dichter, Maler, Komponist und Filmregisseur Jean Cocteau (1889–1963) schwärmte bei ihrem Anblick: „Dieses schöne Idol aus dunklem Stahl und Bronze, Ironie und Gold“.

Josephine Baker war maßgeblich am Siegeszug des Jazz beteiligt. Im Dezember 1926 gründete sie der Rue Pigalle von Paris ihren Nachtclub „Chez Josephine“. Von 1928 bis 1930 unternahm sie eine Welttournee durch 25 Länder. In den USA wurde sie häufig wegen ihrer dunklen Hautfarbe angegriffen. 1930 konnte ihr Manager Pepito Abatino sie dazu überreden, Sprech- und Gesangseinlagen ins Programm aufzunehmen.

1934/1935 trat Josephine Baker im „Théatre Marigny“ in der Operette „La Créole“ auf. 1936 kehrte sie mit Pepito Abatino in die USA zurück. Nach einem Streit reiste Pepito nach Frankreich, wo er an Krebs starb, bevor Josephine zurückkehrte.

1937 erhielt Josephine Baker die französische Staatsbürgerschaft. Auf der Leinwand konnte man sie in den Filmen „La Sirène des tropiques“ (1927), „Zou Zou“ (1934), „Princesse Tam-Tam“ (1935), „Fausse alerte“ (1940), „Moulin Rouge“ (1944) und „An jedem Finger zehn“ (1954) bewundern.

Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges arbeitete Josephine Baker zunächst für das „Rote Kreuz“, dann für die französische Widerstandsbewegung („Résistance“) und später in Nordafrika als Leutnant der französischen Geheimpolizei. Nach Kriegsende trat sie wieder in den „Folies Bergére“ auf und gab weltweit Gastspiele. Nun war sie aber weniger Tänzerin als Diseuse und Chanonette.

Ab Ende der 1940-er Jahre baute Josephine Baker zusammen mit ihrem vierten Mann Jo Bouillon das mittelalterliche Schloss „Les Milandes“ in der Dordogne als Wallfahrtsort der Rassen- und Religionstoleranz aus. Doch dorthin kamen nur im ersten Jahr nach der Fertigstellung der Hotels, Restaurants und des Josephine-Museums genug Gäste.

Seit den 1950-er Jahren adoptierte Josephine Baker zwölf Kinder verschiedener Hautfarbe und Religion: Akio, Janot, Luis, Jari, Jean-Claude, Moise, Brahim, Marianne, Koffi, Mara, Noel und Stellina. Sie wurden bald als „Regenbogenkinder“ bekannt und in „Les Milandes“ aufgezogen. 1954 gründete Josephine den Menschenschutzverein „World cultural Association against racial and religious discrimination“.

Durch das Schloss „Les Milandes“ entstanden Josephine Baker immer höhere Schulden, das Anwesen musste im Mai 1968 versteigert werden. Im Herbst 1969 konnte Josephine mit finanzieller Unterstützung von Fürst Rainier von Monaco in Roquebrune Cap Martin bei Monaco eine Villa beziehen. Auch in den 1970-er Jahren trat sie noch verschiedentlich auf.

Josephine Baker heiratete fünf Mal. 1919 wurde sie – wie erwähnt – mit Willie Wells vermählt. 1920 ehelichte sie Howard Baker. Als dritter Ehemann folgte 1937 der Franzose Jean Lion, als vierter 1947 der Orchesterleiter Jo Bouillon (1908–1984) und als fünfter 1973 der amerikanische Künstler Robert Brady (1986–1986).

Im April 1975 erlebte die seit längerem herzleidende Künstlerin in Paris ein triumphales Comeback. Bei den anstrengenden zweimonatigen Probenarbeiten mutete sie sich jedoch offenbar zuviel zu und brach im Varieté-Theater „Bobino“ zusammen. Am 12. April 1975 erlag Josephine Baker nach einer Party, die zu Ihren Ehren gegeben wurde, im Alter von 68 Jahren in einem Pariser Krankenhaus einem Herzversagen. Als erste amerikanische Frau wurde sie in Frankreich mit militärischen Ehren bestattet.

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Video "Josephine Baker - avec" bei Youtube

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