Leseprobe aus der CD-ROM "Superfrauen: 14 Bücher auf einer CD-ROM" von Ernst Probst:
Als berühmteste italienische Tänzerin des 18. Jahrhunderts gilt Barbara Campanini (1721–1799). Ihr Publikum, ihre Kolleginnen und Kritiker bezeichneten die Künstlerin liebevoll als „La Barberina“. Besonders umjubelt hat man sie in der preußischen Hauptstadt Berlin, wo sie ihre größten Triumphe feierte.
Barbara Campanini kam am 7. Juni 1721 in Parma (Italien) zur Welt. Sie studierte bei dem Ballettlehrer Rinaldi Fossano und ging mit ihm als seine Partnerin auf der Bühne nach Paris. Dort feierte sie 1739 in der Oper ihr Debüt in „Rameaus“ und „Fêtes de Hèbé ou Les Talens Lyriques“. Danach tanzte sie in London und Venedig.
1743 trat Barbara Campanini wieder in Paris auf, wo sie einen Vertrag mit der „Königlichen Oper“ in Berlin schloss. Doch als ihr Lord Stuart de Mackenzie einen Heiratsantrag machte, reiste sie mit ihm nach Venedig. Daraufhin ersuchte der preußische König Friedrich II. der Große (1712–1786) den Senat von Venedig, die Tänzerin auszuliefern.
Aus Rache für die Ablehnung seines Ersuchens veranlasste der Preußenkönig die Verhaftung des durch preußisches Gebiet reisenden Londoner Gesandten Venedigs. Daraufhin wurde Barbara Campanini in Venedig festgenommen und unter Bewachung als Gefangene nach Potsdam gebracht.
Am 8. Mai 1744 trat Barbara Campanini erstmals vor dem preußischen Hof auf. An der Berliner Oper wurde die „Barberina“ stürmisch gefeiert. Angeblich hatte die umjubelte Tänzerin viele Liebschaften. Auch über eine Affäre mit Friedrich II. dem Großen wurde gemunkelt.
Um 1745 schuf der französische Maler Antoine Pesne (1683–1757), der seit 1711 preußischer Hofmaler in Berlin war, ein Porträt der tanzenden Barbara Campanini (Bild oben). Das 2,21 mal 1,40 Meter große Ölgemälde wird heute im Berliner Schloss Charlottenburg aufbewahrt.
Die italienische Künstlerin Rosalba Carriera (1675–1757), eine der größten Malerinnen des Rokoko, fertigte bereits vor 1739 ein Pastelgemälde an, das die „Barberina“ zeigt. Dem Wirken Rosalbas setzte 1746 ein Augenleiden ein Ende. Ihr 56,5 mal 46,5 Zentimeter großes Gemälde kam nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zusammen mit anderen Kunstschätzen nach Russland und wurde, als es nach Dresden heimkehrte, mit einer eigenen Briefmarke gefeiert.
Das angebliche Verhältnis Friedrichs II. des Großen mit Barbara Campanini soll bald erkaltet und völlig gelöst worden sein, als Carl Ludwig von Cocceji (1724–1808), der Sohn des preußischen Großkanzlers Samuel Freiherr von Cocceji (1679–1755), der Tänzerin auf offener Bühne einen Heiratsantrag machte. 1749 heirateten Barbara Campanini und Carl Ludwig von Cocceji. Friedrich II. schickte den Ehemann der „Barberina“ als Regierungspräsident nach Schlesien, wo die Tänzerin drei Güter erwarb, die sie selbst verwaltete.
Auf Grund beiderseitiger Abneigung scheiterte die Ehe 1788. Nach der Scheidung wurde die „Barberina“ 1789 zur „Gräfin von Campanini“ erhoben. Sie verbrachte die restliche Zeit ihres Lebens auf ihren Besitzungen, die sie in eine karitative Institution für verarmte Edelfrauen umwandelte und stand der Stiftung als Äbtissin vor.
Die Gräfin von Campanini starb an ihrem 78. Geburtstag am 7. Juni 1799 auf ihrem Gut in Barschau (Schlesien). Lange nach ihrem Tod erschienen die Bücher „Die Tänzerin Barberina“ (1915) und „Des großen Friedrich Ballerina Barberina“ (1922). Mit ihr befassten sich auch die Filme „Die Tänzerin Barberina“ (1919/1920) und „Barberina, die Tänzerin von Sanssouci“ (1932). In der Berliner Staatsoper wurde 1935 das Ballett „Die Barberina“ mit der Musik von Herbert Trantow, choreographiert von Lizzi Maudrik, uraufgeführt.
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