Donnerstag, 20. Dezember 2007

Margot Fonteyn: Die "Königin des Tanzes"



Video "Sleeping Beauty" (Margot Fonteyn) von Youtube

Leseprobe aus der CD-ROM "Superfrauen: 14 Bücher auf einer CD-ROM" von Ernst Probst:

MargotFonteyn

Großbritanniens führende Ballerina war dreieinhalb Jahrzehnte lang die Tänzerin Margot Fonteyn (1919–1991), geborene Margaret („Peggy“) Hookham, verheiratete Dame Margot Fonteyn de Arias. Dank ihrer Bewegungen von traumhafter Grazie, ihres vibrierenden, sprechenden Körpers und ihres lyrischen, schwebenden Tanzstils galt sie als „Königin des Tanzes“. Als Mitglied des „Royal Ballets“ verhalf sie dem englischen Tanz wieder zu Weltgeltung.

Margaret Hookham kam am 18. Mai 1919 als Tochter des britischen Mineningenieurs Felix J. Hookham und einer Brasilianerin in der südenglischen Stadt Reigate zur Welt. Die Eltern ihrer Mutter verdienten mit dem Anbau und Verkauf von Kaffee ihren Lebensunterhalt. Bereits als Vierjährige erhielt „Peggy“ erstmals Tanzunterricht, womit ihre Haltung verbessert werden sollte. Mit sechs machte sie an der „Royal Academy of Dancing“ in England ihre ersten Tanzschritte.

Von 1927 bis 1932 lebte Margaret Hookham mit ihren Eltern in Tientsin, Hongkong und Shanghai in China, wo der Vater als Ingenieur arbeitete. In Shanghai, wohin nach der Revolution viele Russen geflüchtet waren, wurde „Peggy“ durch den ehemaligen Tänzer des Bolschoi-Balletts, George Gontschrow, unterrichtet. Als Elfjährige erlebte sie in Tientsin ihren ersten öffentlichen Auftritt.

1932 kehrte die Familie Hookham nach Großbritannien zurück. Anfangs arbeitete „Peggy“ mit der russischen Ballettlehrerin Seraphina Astafiewa (1876–1934) und danach mit Ninette de Valois, die die 15-Jährige in das Ensemble des Vic-Wells-Balletts aufnahm. Als Ninette de Valois das Mädchen erstmals an der Trainingsstange sah, hielt sie es wegen ihres exotischen Aussehens irrtümlich für eine kleine Chinesin.

Der erste Auftritt Margot Fonteyns fiel noch bescheiden aus. In der Weihnachtsinszenierung des Vic-Wells-Balletts tanzte sie 1934 als Schneeflocke im „Nußknacker“. Ihr Künstlername „Fonteyn“ ist vom Mädchennamen „Fontes“ ihrer Mutter abgeleitet.

1935 widmete der englische Tänzer und Choreograph Frederick Ashton (1906–1988) Margot Fonteyn in „Le Baiser de la Fée“ zum ersten Mal die Titelrolle eines seiner Ballette. Anfangs fand er nur schwer Kontakt zu ihr, später schneiderte er ihr viele große Rollen förmlich auf den Leib. Als die Ballerinia Alicia Markova das „Vic-Wells-Balletts“ verließ, stieg Margot Fonteyn als 17-Jährige zu ihrer Nachfolgerin und bald zum Star der Truppe auf.

Mit 18 Jahren lernte Margot Fonteyn den aus einer alten panamaischen Politikerfamilie stammenden Jurastudenten Roberto de Arias kennen und verliebte sich in ihn. Doch das Paar verlor sich eines Tages aus den Augen.

1940 wurde Margot Fonteyn als Primaballerina des „Sadler’s Wells-Balletts“ und 1945 der „Königlichen Oper Covent Garden“ berufen. Ab 1946 gab sie Gastspiele auf dem Kontinent. 1947 trat sie in Paris auf, danach in Kopenhagen, und 1949 unternahm sie eine Amerika-Tournee, während der sie an der New Yorker „Metropolitan Opera“ („Met“) tanzte und zur „Primaballerina der Primaballerinen“ ausgerufen wurde.

1951 ernannte man Margot Fonteyn zum „Commander of the Order of the British Empire“. Im Oktober 1952 erkrankte sie an Diphtherie, die zur Folge hatte, dass ihre Arme und Beine „taub“ und in den Nerven unempfindlich wurden. 1954 wurde Margot Fonteyn zur Präsidentin der „Royal Academy of Dancing“ gewählt.

In New York trafen sich 1953 der inzwischen verheiratete Dr. Roberto de Arias, der damals bereits Vater von drei Kindern war, und Margot Fonteyn wieder. Die alte Liebe flammte erneut auf, und nach Arias’ Scheidung heirateten beide am 6. Februar 1955 in Paris. Margots Mann war ein Sohn des früheren Präsidenten von Panama, Arnulfo de Arias (1901–1988). Sie gab ihrem Gatten den Kosenamen „Tito“.

Die englische Königin Elizabeth II. ernannte im Januar 1956 die Tänzerin zur Dame. Fortan trug sie den Namen „Dame Margot Fontey de Arias“.

Im April 1959 verdächtigte man Margot Fonteyn und Dr. Roberto de Arias, an einem Putsch gegen die Regierung von Panama beteiligt gewesen zu sein. Margot wurde in Panama verhaftet und aus dem Land gewiesen. Ihr Mann flüchtete in die brasilianische Botschaft und durfte später nach Brasilien ausreisen.

1959 trennte sich Margot Fonteyn im Einvernehmen mit der Direktion vom „Royal Ballet of Great Britain“, um sich stärker ausländischen Engagements widmen zu können, erhielt jedoch die eigens für sie geschaffene Stellung einer Gasttänzerin, die es ihr erlaubte, nach eigenem Ermessen ihr Auftreten zu bestimmen.

Ab 1962 war Margot Fonteyn oft Partnerin des russischen Tänzers und Choreographen Rudolf Nurejew (1938–1993), der 1961 nach einem Gastspiel des „Kirow-Balletts“ in Paris nicht mehr in die Sowjetunion zurückkehrte und als Gasttänzer der „Covent Garden Opera“ brillierte. Nach ihrem ersten gemeinsamen Auftritt in „Giselle“ rief man das Paar 23 Mal vor den Vorhang.

1964 wurde auf Margot Fonteyns Mann, der sich damals in Panama um einen Sitz im Senat bewarb, ein Revolverattentat verübt. Dabei erlitt er so schwere Verletzungen, dass er fortan von der Hüfte an querschnittsgelähmt und an den Rollstuhl gefesselt war. Er konnte auch nicht mehr sprechen.

Als Sternstunde des Tanzes gilt der gemeinsame Auftritt Margot Fonteyns und Rudolf Nurejews in den Titelrollen von „Romeo und Julia“ am 9. Februar 1965 in der Londoner „Covent Garden Opera“. Danach applaudierte das Publikum den beiden Künstlern 40 Minuten lang. 1975 erschienen Margot Fonteyns Memoiren, 1981 stellte das „Zweite Deutsche Fernsehen“ (ZDF) sie als Moderatorin der TV-Serie „Vom Zauber des Tanzes“ vor.

Margot Fonteyn schrieb ihre Memoiren unter dem Titel „Margot Fonteyn Autobiography“ (1975, deutsch: „Die zertanzten Schuhe“). Aus ihrer Feder stammen auch die Bücher „A dancer’s world“ (1978, deutsch: „Tanzen“) und „The magic of dance“ (1979, deutsch: „Vom Zauber des Tanzes“, 1981).

Nach dem Tod ihres Ehemannes 1989 lebte Margot Fonteyn in ärmlichen Verhältnissen in Panama. Um ihre Altersversorgung zu sichern, wurde im Mai 1990 eine Ballett-Gala mit Rudolf Nurejew veranstaltet. Margot Fonteyn starb am 21. Februar 1991 im Alter von 71 Jahren in Panama-Stadt an Krebs.

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