Freitag, 21. Dezember 2007

Carlotta Grisi: Die Primaballerina der Romantik

Leseprobe aus der CD-ROM "Superfrauen: 14 Bücher auf einer CD-ROM" von Ernst Probst bei:

CarlottaGrisi

Zu den drei bedeutendsten Primaballerinen der Romantik zählt die italienische Tänzerin Carlotta Grisi (1819–1899). Ihre größten Konkurrentinnen auf der Bühne waren die Österreicherin Fanny Elßler (1810–1884) und die Italienerin Marie Taglioni (1804–1884). Die Grisi tanzte als erste die Titelrolle in „Giselle ou les Willis“, einem der bedeutendsten Ballettwerke der Hochromantik.

Carlotta Grisi kam am 28. Juni 1819 in Visinada bei Mantua (Istrien) zur Welt. Bereits im Alter von sieben Jahren besuchte sie die Ballettschule der Mailänder „Scala“. Schon mit zehn Jahren tanzte sie als Solistin der Kindergruppe der Mailänder „Scala“. In der Folgezeit ging sie auf Tourneen und trat unter anderem in Venedig, Florenz, Rom und Neapel auf.

1834 begegnete die 15-jährige Carlotta Grisi dem 24 Jahre alten französischen Ballettmeister und Tänzer Jules Perrot (1810–1892), der sie als seine Schülerin unterrichtete. 1839 trat Carlotta am „Her Majesty’s Theatre“ in London auf. Anschließend gab sie Gastspiele in Wien und München sowie in Mailand und Neapel.

Obwohl Carlotta Grisi die Geliebte von Jules Perrot wurde und sich zeitweise „Madame Perrot“ nannte, waren die beiden nie verheiratet. Perrot blieb auch dem Ende der Beziehung weiterhin Carlottas väterlicher Beschützer. Er choreographierte für sie zahlreiche Ballette, darunter die Werke „Giselle ou les Wilis“ („Giselle oder die Wilis“, 1841) und „La Péri“ (1843).

„Giselle ou les Wilis“ basiert auf einer Erzählung des deutschen Dichters Heinrich Heine (1797–1856). Die Uraufführung mit der Musik des französischen Komponisten Adolphe Adam (1803–1856) vom 28. Juni 1841 am „Théâtre de’l Academie Royale de Musique“ in Paris galt als tänzerische Sensation. Bei diesem Auftritt war Lucien Petipa (1815–1898) Carlotta Grisis männlicher Partner.

„Giselle ou les Wilis“ gehört neben „La Sylphide“ (1832) des italienischen Tänzers und Choreographen Filippo Taglioni (1777–1871) zu den anspruchsvollsten Ballettwerken der Welt. Die Titelrolle stellt für jede Ballerina eine der begehrenswertesten Rollen überhaupt dar.

Dem Romantiker Heinrich Heine schwebte eine slawische Legende vor, über die er schrieb: „In einem mitternächtlichen Tanz vereinigen sich jene Bräute, die sterben mussten, ehe sie zur Hochzeit gingen, und die nun im Tode keine Ruhe finden können. Man nennt sie die Wilis. Ihre Herzen schlagen nicht mehr, dafür sind aber ihre Füße mit einer Tanzsucht erfüllt. Sie treiben junge Männer tanzend in den Tod“.

Im ersten Akt des Ballettwerkes „Giselle ou les Wilis“ findet Albrecht Herzog von Schlesien in Giselle, der Tochter der Bäuerin Bertha, die Erfüllung seiner Liebesträume. Giselle erwidert seine Liebe, wähnt sich aber schon bald von Albrecht betrogen und ersticht sich im Wahn mit dessen Degen. Im zweiten Akt weint Albrecht am Grab seiner Geliebten, die ihm plötzlich als eine der Wilis erscheint. Myrtha, die Königin der Wilis, befiehlt Giselle, ihrem Geliebten beim Todestanz das Leben zu nehmen.

In der ursprünglichen Fassung des Balletts wird Albrecht durch die Liebe Giselles gerettet. Sie kann den Todestanz bis zum Sonnenaufgang durch ihre Liebe verzögern. Dagegen findet er in einigen späteren Fassungen den Tod.

Während der 1840-er Jahre machte Carlotta Grisi die Bekanntschaft des französischen Schriftstellers Théophile Gautier (1811–1872), für den sie die große, unerfüllte Liebe war. Carlotta zog ihm ihren Tanzpartner Lucien Petipa vor.

1842 trat Carlotta Grisi wieder in London auf, wohin sie jedes Jahr zurückkehrte. Als besonderes Ereignis für Ballettfreunde galt das von Jules Perrot choreographierte und am 12. Juli 1845 im „Her Majesty’s Theatre“ in London aufgeführte Divertissement „Pa de quatre“. Denn dabei tanzten die damals rivalisierenden berühmten Ballerinen Carlotta Grisi, Marie Taglioni sowie die Dänin Lucille Grahn (1819–1907) und die Italienerin Fanny Cerrito (1817–1909) im selben Stück. Die vier konnten von Perrot nur mit großer Mühe zu diesem Auftritt bewogen werden. Einer Anekdote zufolge, wollte jede der vier Ballerinen zuerst auf die Bühne kommen. Der Streit konnte erst beigelegt werden, als der Direktor vorschlug, der Ältesten den Vortritt zu lassen.

Am 16. Februar 1848 tanzte Carlotta Grisi in der Uraufführung des Balletts „Griseldis“ in Paris. Nach Gastspielen in Brüssel und Berlin trat sie am 8. Oktober 1850 zum ersten Mal im „Marijinski-Theater“ („Marientheater“) in Sankt Petersburg (Russland) auf. Dort sah man sie zusammen mit Jules Perrot auch in den nächsten zwei Jahren auf der Bühne. Das „Marijinski-Theater“ wurde zur Zarenzeit auch „Le Théatre Marie“ genannt, heute heißt es „Kirow-Theater“.

Im Alter von 33 Jahren nahm Carlotta Grisi am 3. März 1853 in Szenen des Balletts „Gaselda“ – mit der Musik von Cesare Pugni (1805–1870) Abschied von der Bühne. Anschließend zog sie sich auf das ihr von dem polnischen Prinzen Radziwill geschenkte Landgut Saint-Jean bei Genf zurück. Dort starb sie mit 79 am 20. Mai 1899.

*

Bestellungen der CD-ROM "Superfrauen: 14 Bücher auf einer CD-ROM" bei:
http://www.buch-shop-mainz.de
http://www.amazon.de/gp/product/3935718829/028-7008173-6006919?v=glance&n=301928

Keine Kommentare: