Freitag, 21. Dezember 2007

Maria Taglioni: Die Meisterin des Spitzentanzes

Leseprobe aus der CD-ROM "Superfrauen: 14 Bücher auf einer CD-ROM" von Ernst Probst bei:

MarieTaglioni

Zu den wenigen Ballerinen, die einen Ballettstil prägten, gehört die italienisch-französische Tänzerin Marie Taglioni die Ältere (1804–1884). Gemütsbewegungen drückte sie nicht durch die Mimik, sondern vor allem durch die Art ihrer Bewegungen aus. Um 1830 entwickelte sie sich zur ersten Meisterin des Spitzentanzes, den der italienische Tänzer und Choreograph Carlo Blasis (1795–1878) erfunden hatte. Sie konnte tatsächlich auf der Spitze tanzen und sich nicht nur hin und wieder darauf erheben.

Marie Taglioni kam am 23. April 1804 in der schwedischen Hauptstadt Stockholm zur Welt. Ihr Vater war der italienische Tänzer und Choreograph Filippo Taglioni (1777–1871), der von 1803 bis 1805 als Ballettmeister an der königlichen Oper in Stockholm arbeitete. Ihm schreibt man die Einführung des romantischen Ballettstils zu.

Die erste Ausbildung als Tänzerin erhielt Marie von ihrem Vater in Wien und in Kassel. Ab ihrem achten Lebensjahr gab ihr Jean-François Coulon (1764–1836), einer der bedeutendsten damaligen Ballettlehrer, in Paris Unterricht. Am 10. Juni 1822 feierte die 18-jährige Marie im „Wiener Hoftheater“ am Kärntnertor in dem Ballett ihres Vaters „Empfang einer jungen Nymphe am Hofe Terpsichorens“ ihr Debüt.

Auf das Engagement Marie Taglionis in Wien von 1822 bis 1826 folgten Gastspiele – vor allem mit ihrem Bruder Paul Taglioni (1808–1884) – in Stuttgart, München und an der Mailänder „Scala“. Zusammen mit ihrem Bruder trat sie am 23. April 1827 in „Vestalina“ des italienischen Komponisten Gaspare Spontini (1774—1851) und in „Die Netze des Vulkan“ des französischen Komponisten Jean Schneitzhoeffer (1785–1852) in Paris auf und hatte damit sensationelle Erfolge.

Marie Taglioni verkörperte viele Rollen in den von ihrem Vater choreographierten Balletten. 1829 beispielsweise sah man sie in „La belle au bois dormant“ und 1830 in „Le dieu et la bayadère“ von Filippo Taglioni. Ab 1830 wurde Marie Taglioni die Partnerin des französischen Tänzers, Choreographen und Ballettmeisters Jules Perrot (1810–1892), mit dem sie zum ersten Mal in dem Ballett „Zephyr und Flora“ auf der Bühne stand. 1831 trat sie in dem Ballett „Robert le diable“ ihres Vater auf.

Am 12. März 1832 tanzte Marie Taglioni in der Uraufführung des Balletts „La Sylphide“, das ihr Vater für sie choreographiert hatte, im „Théâtre de l’Academie Royale de Musique“ in Paris. Das Libretto ist nach der phantastischen Erzählung „Trilby“ des französischen Schriftstellers Charles Nodier (1780–1844) verfasst. „La Sylphide“ gilt als der Beginn des romantischen Balletts und diente als Vorbild für die meisten romantischen Ballette von „Giselle ou les Wilis“ bis „Schwanensee“.

Ebenfalls 1832 heiratete Marie Taglioni den italienischen Grafen Gilbert de Voisins. Die unglückliche Ehe mit dem Adligen wurde 1834 geschieden. Aus dieser Verbindung stammt ein Sohn.

Von 1837 bis 1842 waren Filippo und Marie Taglioni jeweils sechs Monate im Jahr in der russischen Hauptstadt Sankt Petersburg verpflichtet. Maries dortiges Debüt in dem Ballett „Sylphide“ wurde ein beispielloser Erfolg. Außerdem tanzte sie in Berlin, Wien, Mailand und London, wo sie seit 1831 häufig gastierte.

Neben der Österreicherin Fanny Elßler (1810–1884,) und der Italienerin Carlotta Grisi (1819–1899) gilt Marie Taglioni als eine der drei bedeutendsten Primaballerinen der Romantik. Der französische Dichter und Kritiker Theophile Gautier (1811–1872) bezeichnete Marie Taglioni als „christliche Ballerina„ und „Fanny Elßler als „heidnische Ballerina“. Es hieß auch, die Taglioni habe geglüht und die Elßler geglänzt.

1847 zog sich Marie Taglioni von der Bühne zurück, ging aber 1858 als Tanzlehrerin nach Paris und wurde 1860 zur Ballettmeisterin an der Pariser Oper ernannt. Durch den Krieg 1870/1871 wurde sie aus Frankreich vertrieben. Da sie während der Zeit ihrer großen Erfolge als Tänzerin keine Reichtümer hatte anhäufen können, setzte sie ihre Lehrtätigkeit in London und im Seebad Brighton fort. Dort gab sie jungen Mädchen der englischen Gesellschaft Tanzunterricht.

Marie Taglioni die Ältere starb einen Tag vor ihrem 80. Geburtstag am 22. April 1884 bei ihrem Sohn in Marseille (Frankreich). Die Tochter ihres Bruders Paolo, Marie Taglioni die Jüngere (1833–1891), machte sich als Charaktertänzerin in London, Wien und Berlin einen Namen.

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