Mittwoch, 28. Oktober 2009

Jessica Iwanson: Die Ikone der Tanzavantgarde

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Kurzbiografie von Jessica Iwanson, geboren am 21. April 1948 in Stockholm

Jessica Iwanson wird in der Presse nicht zu Unrecht als Begründerin des zeitgenössischen Tanzes in München bezeichnet. Schon in den 1970-er Jahren gründete die schwedische Choreographin in München eine heute international hochangesehene Schule und ihre eigene Company. Mit Vorstellungen in den damaligen Spielstätten Zirkus Krone, Leopoldtheater und der alten Alabamahalle aber auch mit Auftritten im Rahmen der Reihe München Kultur am Marienplatz sowie anlässlich der IGA im Westpark gewann sie einem damals hierzulande noch neuen Genre ein Publikum.

Ihrer nordischen Heimat blieb sie als Ballettdirektorin in Stockholm und Bergen sowie als Gastchoreographin stets verbunden; Stadttheater in Norwegen, Finnland, Dänemark und Schweden spielen heute ihr Repertoire.

Jessica Iwanson hat ihr künstlerisches Credo klar formuliert: „Alles, was Pose ist und als rein ästhetische Form die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, lehne ich ab. Angefangen habe ich wohl mit abstrakten Stücken. Aber jetzt gilt dieses Adjektiv für meine Choreographien nur noch, als es auch handlungslos bedeutet. Denn ich will Bewegung nicht mehr nur als rein motorische Aktion, sei sie auch noch so logisch oder optisch wirkungsvoll. Jede Bewegung muss ein Gefühl ausdrücken.“

Seit Mitte der 1990-er Jahre thematisierte sie in München mit den abendfüllenden Produktionen FLYTTFAGLAR (Zugvögel), ÖKNEN (Wüste) und SNÖ (Schnee) auf immer neue Weise das Spannungsverhältnis von Natur und Mensch.

1997 inszenierte sie für das schwedische Fernsehen NIGHTBIRDS, eine choreographische Reise in die Bilderwelt Edward Hoppers nach der Musik von Harald Weiss. NIGHTBIRDS oder auch NATTFAGLAR, wie das schwedische Original heisst, wurde inzwischen mehrmals auf ARTE und 3sat auch im deutschsprachigen Raum gesendet, zuletzt im Herbst 2000.

In jüngerer Zeit thematisierte sie die choreographische Erfahrung von Raum und Zeit: 1998 in San Diego mit CONNECTING FLIGHT, 1999 mit der Produktion ANDERE ORTE sowie mit TIME OUT mit Premiere im DEZEMBER 2000 in München.

Das Morgenmagazin von ARD/ZDF nannte Jessica Iwanson das "Bindeglied zwischen der Gründergeneration des Modern Dance und einer jungen Generation von Choreographen". In der Tat trainierte Jessica Iwanson als junge Tänzerin noch bei Legenden der Tanzgeschichte wie Martha Graham, Alvin Ailey oder Birgit Cullberg, und wirft man heute einen Blick auf die zeitgenössische Tanzszene Münchens, entdeckt man sowohl bei Tänzern als auch bei Choreographen eine ganze Generation von Absolventen der Iwanson Schule. So fliessen seit Jahren weit über 50 Prozent der Tanz-Fördermittel des Kulturreferats der Stadt München an Produktionen ehemaliger Iwanson-Studenten.

Im Frühjahr 2001 wurde Jessica Iwanson "für ihre Verdienste um den zeitgenössischen Tanz" mit der Ehrenmedaille München leuchtet in Silber ausgezeichnet. Bürgermeisterin Dr. Gertraud Burkert überreicht Jessica Iwanson die Medaille "München leuchtet - Den Freunden Münchens" in Silber. Dabei stellte sie fest: "Ihnen und Ihrer Schule ist es zu verdanken, dass München, wo der Tanz erst in jüngster Zeit die ihm gebührende Rolle unter den darstellenden Künsten eingenommen hat, auch in der Ausbildung ganz vorne mitmischt."

Im Frühjahr 2005 brachte Jessica Iwanson, 20 Jahre nach ihrem letzten Soloabend wieder eine Soloproduktion heraus. Die umjubelte Premiere im tanzspeicher Würzburg wird von der Presse begeistert besprochen: "Das ist getanztes Theater auf höchstem Niveau."

Im Herbst 2006 brachte sie im Münchner Künstlerhaus die Strindbergadaption DIE STÄRKERE heraus und begründete im April 2007 die Iwanson-Sixt-Stiftung für zeitgenössischen Tanz, die jährlich die begehrten Isadora Awards verleiht.
Um der weit grenzübergreifenden Ausrichtung ihres Ausbildungszentrums Rechnung zu tragen, wird die Schule 2009 zu Iwanson International.

Der Münchner Kulturreferent Dr. Hans Georg Küppers gratulierte ihr als der "Grande Dame des modernen Tanzes" charmant zum 60. Geburtstag und ist inzwischen als Preisverleiher des Isadora-Awards ein regelmäßiger Gast bei den Gala-Abenden von Iwanson International.

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Jessica Iwanson - Zitate aus der Presse

Dance for You, 7/8 2008:
"Die Botschafterin des modernen Tanzes wurde 60 – ...so ist es nicht verwunderlich, dass sich das Tanzstudio der frühen 70er Jahre im Laufe der Jahrzehnte in eine der grössten und angesehendsten Schulen für zeitgenössischen Tanz verwandelt hat."

Tanzjournal, Juni 2008:
"Anfang der siebziger Jahre kam Jessica Iwanson nach München, ... Im Gepäck: Modern Dance, Aktivismus und viel Energie. Inzwischen ist sie eine Institution in der bayerischen Landeshauptstadt, hat seit langem ihre eigene Schule und rief 2007 mit ihrem Partner Stefan Sixt die Iwanso-Sixt-Stiftung ins Leben."

Münchner Merkur, 24.04.08:
"Iwanson gilt als Begründerin einer der bedeutendsten und größten Schulen für zeitgenössischen Tanz in ganz Eruopa. ... nahezu eine ganze Generation von Profitänzern weltweit rekrutiert sich aus Iwanson-Schülern ..."

APPLAUS, 4-2008:
"Der Erfolg des langen Atems – Die blonde Schwedin steht für gut 30 Jahre Tanzausbildung in München ... In diesem professionellen Bereich hat sich die Iwanson Schule hohes Ansehen erworben."

Münchner Merkur, 11.12.07:
"Heute schon die ersten Pfeiler für die Zukunft bauen – Seit 30 Jahren besteht Jessica Iwansons "Dance Center", Münchens renommierte Ausbildungsstätte für professionellen zeitgenössischen Tanz."

Passauer neue Presse, 22.11.07:
"30 Jahre Iwanson-Schule ist für Schulleiter Stefan Sixt kein Grund, sich auszuruhen. _ ... Aus (Jessica Iwansons) Studio hat sich ab 1982, vor allem durch die zielstrebig Planung von Schulleiter und Lebenspartner Stefan Sixt, eine international renommierte Ausbildungsstätte für professionellen zeitgenössischen Tanz entwickelt."

INNSIDE, OKTOBER 07:
„Seit über 30 Jahren prägt die schwedische Choreographin Jessica Iwanson nachhaltig die Tanzszene Deutschlands. Generationen von Tänzern und Choreographen haben die Ausbildung absolviert und sind international in einer Vielzahl von Produktionen zu sehen."

Dance for You Magazine 7/07.
"Fördern, helfen, motivieren... Jessica Iwanson und Stefan Sixt haben Deutschlands erste Stiftung für zeitgenössischen Tanz ins Leben gerufen."

SZ, 22. 5. 07:
"Talente fördern
Jessica Iwanson, die ein Kritiker einmal die "Duncan des Nordens" nannte, und ihr Mann Stefan Sixt – seit 25 Jahren leiten sie gemeinsam die renommierte Iwanson-schule für zeitgenössischen Tanz – haben sich einen Traum erfüllt und mit viel Elan und eigenem Startkapital von 50.000 Euro die "Iwanson-Sixt - Stiftung Zeitgenössischer Tanz" ins Leben gerufen."

dance magazine, 1-07 (zur Strindbergadaption "Die Stärkere"):
"Und die Iwanson tanzt. Tanzt wenn sie sitzt, tanzt wenn sie steht, tanzt mit zurückgenommenen, sparsamen Bewegungen. Wir sehen sie tanzen obgleich sie mit übergeschlagenen Beinen am Caféhaustisch sitzt und sich ihrer roten Pumps entledigt."

Applaus, 1-07.
"Talentschmiede Iwanson"

dance for you magazine, 11-06:
"Als Choreographin hat Jessica Iwanson Glanzlichter zeitgenössischen Tanzes geschaffen, als Performerin hat sie Kultstatus."

dance for you magazine, 7-05:
"In wenigen Sekunden zieht die Schwedin ihr Publikum in Bann. Es träumt mit ihr, fliegt mit ihr davon und gerade dannholt sie es, ,mit einer kleinen Geste, einer raschen Köperwendung zurück. Sie bricht den Bann und macht uns Lachen. Das ist getanztes Theater auf höchstem Niveau. Mit ihrer Art episodenhaften Erzählens, in dem das Wort, die darstellerische Geste und der physische Tanz gleichberechtigt nebeneinanderstehen und sich durchdringen hat Jessica Iwanson ein eigenes Genre für sich entwickelt: Ein choreographisces Kabarett, ja eine getanzte Solo-Oper."

Kulturbegegnungen:
"Jessica Iwanson ist eine international bekannte Tänzerin, Choreographin und Tanzpädagogin. Die von ihr gegründete Schule für Tänzer und Tanzpädagogen ist eine weltweit renommierte Ausbildungsstätte."

Mainpost:
"Jessica Iwanson ist eine der wichtigsten Vertreterinnen des zeitgenössischen Tanzes."

tanz-journal ( zum Soloprogramm):
"das Ergebnis steckt voller Saft und Kraft und Lust."

ARD:
"Jessica Iwanson ist das Bindeglied zwischen der Gründergeneration des Modern Dance und der jungen Generation von Choreographen"

Landshuter Zeitung:
"Ein Stück Tanzgeschichte"

PETRA:
"Jessica Iwanson ist die Ikone der Tanzavantgarde. Ihre Schule ist deutschlands grösste für zeitgenössischen Tanz."

MÜNCHNER MERKUR;
"Jessica Iwansons Verdienste als Pionierin des Modern Dance sind gar nicht hoch genug einzuschätzen."

MADAME:
"Jessica Iwanson und ihre Schule in München sind eine Institution. Sie zählt zu den führenden in Europa."

PRINZ:
"Das Iwanson ist eine der wichtigsten Adressen für die Ausbildung in zeitgenössischem Tanz."

DEUTSCHE BÜHNE:
"Jessica Iwanson hat eine der grössten privaten Schulen für zeitgenössischen Tanz aufgezogen."

Fachzeitschrift "tanz affiche":
(Gekürzt) "Was macht die jungen Tänzer aus München so attraktiv für Choreographen und Regisseure? Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Stundentafel nicht so nachhaltig von vergleichbaren Akademien im Ausland. Eines allerdings fällt gravierend ins Auge: man setzt mit ganzem Herzen auf zeitgenössischen Tanz. Ein Konzept, das aufzugehen scheint, denn immer wieder werden Iwanson Absolventen mit Preisen ausgezeichnet. Noch eines fällt ins Auge: Schon im ersten Ausbildungsjahr beginnt der Pädagogikunterricht als fester Bestandteil des Curriculums. Für die Teilnehmer am Abendschul-Programm ist Pädagogik das Hauptthema. Dieses Intensivprogramm ist einmalig in Europa.
Wer die Iwanson Schule in München persönlich besucht, erlebt ein modernes Schulungszentrum für Tanz. Nicht nur die grossen Ausbildungsprogramme prägen den täglichen Unterrichtsbetrieb. Im Rahmen der internationalen Nachwuchsförderung schafft die Schule ein Forum für Jugendliche, die sich für die zeitgenössischen Tanzformen interessieren. Kaum ein Wochenende vergeht, an dem nicht Pädagogik Workshops speziell für Lehrer angeboten werden. Motor hinter all diesen Programmen ist die international durch ihre Tanzproduktionen bekannte schwedische Choreographin Jessica Iwanson und Stefan Sixt..."


Ernst Schubert zur Produktion ANDERE ORTE 1999, Akademietheater München:
„Poetische Reise
Nach der umstrittenen "eisfrei-Produktion" von 1997 kündigte Jessica Iwanson unter dem Titel "Andere Orte" einen choreographischen Neuaufbruch an. Mit neuem Team präsentierte sie sich an neuem Spielort, dem Akademietheater im Prinzregententheater.
Iwanson & C:ie heisst nunmehr kryptisch die Gruppe von internationalen Spitzentänzern, vier Männern und einer Frau, die physisch und dramatisch in jedem Augenblick der gut einstündigen Vorstellung begeistern.
Zwar war die im Pressetext annoncierte Magie des Raumes nur schwer auszumachen, doch nahm einen schon der erste Ton, den der Komponist Harald Weiss life seiner steeldrum entlockte gefangen und lenkte die ungeteilte Aufmerksamkeit auf ein grosses Bühnenwerk.
Jessica Iwanson hat ihre Erzähltechnik drastisch erneuert, ohne sich dabei stilistisch zu verleugnen. Ihre tänzerische Ästhetik verlangt den Darstellern, besonders in den Solis und akrobatischen Männerduetten das äusserste ab. Ihre Dramatik ist einmal von somnambuler Poesie, dann wieder valentinesk grotesk: Wenn der sensible und zerbrechlich wirkende Tommy Hakanson beispielsweise von dem als grobschlächtigen Einfaltspinsel dargestellten Petr Kolar ein ums andere mal niedergeschlagen wird und am Ende doch noch der freundschaftlich dargereichten Hand vertraut; das durch Bewegungswitz evozierte Lachen bleibt im Halse stecken, wenn der Grobian erneut zuschlägt.
Manche Szenen allerdings wirken weniger greifbar und man nickt der in der Klangkollage verborgenen Stimme des Bayern "i hab gar net gwusst was der moant" gelegentlich zu. Doch auch solchermassen überchoreographierte Passagen werden durch den stets nachvollziehbaren roten Faden und vor allen Dingen durch perfektes Timing ins Gesamtwerk integriert. Meisterlich spielt die Iwanson auf der Klaviatur der Gefühle, setzt Pointen und hält die Spannung vom ersten zum letzten Moment.“

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Jessica Iwanson - Werke

1985 Soloabend in München; Kritikerpreis "tz-Rose"
1. Preis Chroeographiewettbewerb in Nyon, Schweiz mit "Ansikter"
1986 Einladung zum Festival de Danse Contemporaire in Montreal
1986/87 Künstlerische Leiterin für "Riksteatern" in Stockholm. Es
entsteht die Prodktion "Cafe Pingvin"
1988 Neuproduktion "Skagen" mit der Iwanson Dance Company in München
1989 Einladung zum Modern Dance Festival in Prag
1990 Neuproduktion "Nordpol" mit der Iwanson Dance Company in München
1991/92 Ballettchefin für Nye Carte Blanche in Bergen (Norwegen); es entstehen die zwei Neuproduktionen "Nora" und "Nighthawks"
1993 Gastchoreographien in Finland (Hurjaruut), Dänemark (MBT Dansteater) und Schweden (Östgötateatern)
1994 Neuproduktion "Zugvögel" mit der Iwanson Dance Company in München, Kritikerpris "tz-Rose"
1995 Tournee "Flyttfaglar" (Zugvögel), mit dem dänischen MBT Danseteater nach Gdansk, Petersburg, Riga, Helsingfors, Aarhus, Kopenhagen, Göteborg
Neuproduktion "Wüste" mit der Iwanson Dance Company in München
1996 Neuproduktion "Mörkvitt" für Norrdans, Schweden
Gastspiel mit der Münchner Company in Harare, Zimbabwe in Zusammenhang mit Begründung der Städtepartnerschaft
1997 Verfilmung von "Nattfaglar" für das schwedische Fernsehn
Neuproduktion "Schnee" mit der Iwanson Dance Company in München
1998 Neuproduktion "Skär" für Norrdans, Schweden
Gastchoreographie anlässlich der Eröffnung des Münchens Künstlerhauses
Seminartätigkeit in New York, guest artist series, Dance Space
1999 Gastchoreographie "Connecting Flight" für die Malashock Dance Company, San Diego, USA
Neuproduktion "Andere Orte" mit der Iwanson Dance Company in München
2000 Kurzgastspiel in Hannover
Neuproduktion "Time Out" mit Gastchoreographien von Andereas Abele und Katja Wachter
2001 Ehrenmedaille "München leuchtet" in Silber für Jessica Iwansons Verdienste um den zeitgenössischen Tanz
2002 Neuproduktion "Zeitfenster" mit der Iwanson Dance Company in München
Gastchoreographie "Tris för 4 dansare" für Ãlvsborgsteater (Schweden)
Gastchoreographie "Clockwork" am Stadttheater Malmö (Schweden)
Publikumspreis beim Theaterfest Gauting
Gastchoreographie "Gesichter" am Stadttheater Malmö
2005 Soloabend "...und dann?", Premiere im tanzSpeicher Würzburg
2006 DIE STÄRKERE choreographisches Kammertheater nach Strindberg
2007 ANDERE VÖGEL für das Postgraduate-Projekt SMDP
2008 ANDERE VÖGEL REMIXED - für den internationalen Tänzerwettbewerb in Seoul, Korea; getanzt von Marie Preußler und Mathias Schwarz
ANDERE VÖGEL REMIXED - für DANCE 2008 und die Aids-Gala im Gärtnerplatztheater; getanzt von Marie Preußler und Mathias Schwarz